Dächer mit Charakter
Malanleitung
Dreck, Kalk und Ausbesserungsarbeiten verleihen einem alten Dach das authentische Aussehen. Die Wahl der richtigen Farben und Techniken macht es einfach.
Das fertige Dach: Zwei bis drei Anstriche, patiniert, graniert.
© artbeeren
Man kann Dächern niemals zu viel Aufmerksamkeit schenken. Schließlich ist die Perspektive auf eine Modellbahnanlage meistens von oben. Und so sind es die Dächer, die sich am prominentesten präsentieren.
Die Dachkonstruktion wird am besten mit Ausnahme der Rauchfänge zur Bemalung komplett zusammengebaut. Wie bei allen Malanleitungen gilt auch hier: Es braucht immer, und zwar wirklich immer mindestens zwei Anstriche. Es ist erstaunlich, dass diese Grundregel der Malerei, sowohl der Kunstmalerei als auch beim Ausmalen einer Wohnung selbst bei erfahrenen Modellbauern so wenig Beachtung geschenkt wird.
Es gibt mindestens zwei gute Gründe, weshalb es zwei Anstriche braucht. Zum Ersten kann man nicht erwarten, dass eine inhomogene Oberfläche die Farbe beim ersten Anstrich gleichmäßig aufnimmt. Zum Zweiten kann man erst beim zweiten Anstrich unterschiedliche Schattierung ineinander vermalen, wodurch gerade beim Dach tolle Effekte erzielt werden können.
Der erste Anstrich gilt also der Grundierung, die Oberfläche wird noch ziemlich viel Farbe aufnehmen. Wie schon in der Anleitung zum Bemalen der Bausätze beschrieben, empfehlen wir Acrylfarben, da diese wasserfest trocknen, eine gute Oberfläche bilden und somit einen guten Schutz der Modelle bewirken.
Die Farbe wird verdünnt in lackartiger Konsistenz mit einem weichen Flachpinsel aufgetragen.
Um eine gute Farbtiefe zu erreichen, malen wir die Grundierung gleich im Grundton des Daches. Bei einem klassischen roten Tondach ist die Ausgangsfarbe, wie auch bei Mauerziegel, Englischrot. Freilich kann man auch mit einem reinen Rot durch Mischen ein ähnliches Ergebnis erzielen, es ist jedoch bedeutend schwerer zu erreichen.
Mit Englischrot als Basis erhalten wir durch Zugabe von Weiß, Umbra und Schwarz schnell eine Fülle von realistischen Schattierungen, auch mit Grün sollte man ein wenig experimentieren. Um den matten, stumpfen Farbcharakter zu erhalten, der durch den Kalk verursacht wird, sollte immer etwas Weiß im Spiel sein, auch bei den dunklen Tönen.
Ist die Grundierung getrocknet, mischt man sich nun drei, vier Farbnuancen an, die verschiedene Verwitterungsstufen präsentieren. Die reinste Farbe für die ganz frischen Dachschindeln, die gebrochenen, schmutzigen Farben für die ältesten. Diese Farben setzt man nun nebeneinander und vermalt sie wolkig ineinander oder lässt harte Kanten, um ausgebesserte Stellen anzudeuten. Nach abermaliger Trocknung kann man mit dem reinsten Farbton nun auch mit spitzem Pinsel einzelne Schindeln oder Gruppen hervorheben. Auch die Dachbleche sollten extra behandeln werden.
War doch jetzt mal gar nicht so schwer.
© artbeeren
Patinieren und Lasieren
Nun hat man schon viel Leben in das Dach gebracht, aber es kommt noch besser. Da wir nun ja einen wasserfesten Untergrund haben können wir mit wasserlöslichen Farben für die vorbildgerechte Patina sorgen. Dazu nimmt man am besten Aquarellfarben. Mit Schwarz (Neutraltinte), Umbra und schmutzigem Grün (grüne Erde) lassen sich herrliche Drecksbrühen mit unterschiedlichen Nuancen mischen. Reines Schwarz sollte vermieden werden, außer man möchte eine Arbeitersiedlung im Kohleabbaugebiet darstellen.
Dieses Schmutzwasser wird nun als dünne Lasur aufgetragen, so dass es sich schön in den Vertiefungen sammelt. Ist die Farbe aufgetrocknet, kann man noch vorsichtig mit einem feuchten Tuch die Farbe von den erhöhten Stellen wieder abwischen.
Dreck in der kleinsten Ritze bringt die Struktur so richtig zur Geltung.
© artbeeren
Granieren
Die bisherigen Anleitungen ähneln sich freilich mit denen für Ziegel oder Straßenpflaster. Für Dächer haben wir aber noch eine spezielle Technik im Köcher. Um den Eindruck von Kalk und Taubendreck wiederzugeben, bietet sich das Granieren mit weißer Farbe an. Dazu stupfen wir mit einem großen Pinsel etwas weiße Farbe in die Borsten. Danach wird der Pinsel auf Zeitungspapier ausgestrichen, so dass er so gut wie keine Farbe mehr abgibt. Dann streicht man kreuz und quer mit wenig Druck über die Dachschindel. Die letzten Reste der Farbe werden dadurch an den Kanten und Ecken abgelagert, wodurch der gewünschte Effekt erzielt wird (siehe Abbildung ganz oben). Dabei kann man am First beginnen und sich in Streifen nach unten arbeiten.
Mehr kann man für sein Modelldach nicht tun.